In alten zeitgenössischen, meist handgeschriebenen Originalen, Akten, Briefen und Dokumenten der Stadt Wiesbaden und der Kurverwaltung, die im Stadtarchiv der Landeshauptstadt Wiesbaden zugänglich sind, wurde recherchiert.
Hieraus ist eine Chronik entstanden, die das Entstehen von Tennisplätzen im heutigen Kurparkbereich, zunächst Lawn-Tennisplätze genannt, anschaulich macht. Lawn-Tennisplätze (Courts) deshalb, weil die Initiative für die Ausübung des Tennissports aus Großbritannien nach Wiesbaden gebracht wurde und die Terminologie daher aus dem englischen entlehnt wurde.
In Wiesbaden wohnende Engländer und gleichgesinnte Wiebadener Bürger treten in 1876 an die Kurverwaltung mit der Bitte heran, zu prüfen, ob im weiteren Bereich des Kurgartens eine sportliche Betätigung durch Cricket, Fußball und Tennis ermöglicht werden könnte.
Mi Datum vom 29.11.1878 bedanken sich englische Gäste für die inzwischen erteilte Erlaubnis auf einer Wiese im Kurgarten Lawn-Tennis zu spielen, jedoch sei das Gras der benutzten Wiese zu nass und zu weich, so dass ein gutes Spiel unter den gegebenen Umständen nicht möglich sei.
Am 19. Februar 1879 ergeht eine schriftliche Anfrage an die Kurverwaltung Wiesbaden mit dem Ersuchen, eine Anlage für Lawn-Tennisplätze zur Verfügung zu stellen. Der Brief ist unterzeichnet von Mr. R. Cotesworth, Esq., Rheinstr.51; Es haben weitere 20 Briten mit Wohnsitz Wiesbaden unterzeichnet. Mit dem 21. Februar wird diese Anfrage von Kurdirektor Heyl befürwortet und an den Magistrat weitergegeben.
Die Bürgermeisterei Wiesbaden schreibt am 27.02.1879 an die Kurverwaltung zurück:
„Zufolge des Berichts vom 21. d. M. benachrichtige ich Sie, dass der Gemeinderat dem Ansuchen einer großen Anzahl hier wohnender Engländer um Herrichtung eines Grundes für das Lawn-Tennis-Spiel in der neuen (Park)-Anlage an der Dietenmühle stattgegeben hat und ersuche ich Sie das weitere in dieser Sache zu bewirken.
Der Oberbürgermeister gez: LANZ.“
Es sollen zunächst 2 Spielfelder mit einer Gesamtfläche von 28 mal 30 (2 x 15m) im Bereich Dietenmühle angelegt werden.
Die 1879 begonnenen gärtnerischen Arbeiten an der Dietenmühle umfassen Erdarbeiten, Bachregulierung, Bau eines Weihers und eines kleinen Wasserfalls, Anpflanzungen von Bäumen und Sträuchern sowie Aussaaten. Die Dietenmühlenanlagen werden am 24. April 1880 der Kurverwaltung und der Öffentlichkeit übergeben.
Eine von der englischen Interessengruppe an die Kurverwaltung herangetragene Bitte, Lawn-Tennisplätze auf dem Gelände des Warmen Damm zu erstellen, wird, im Hinblick auf die Unvereinbarkeit mit den Zielen der Kurverwaltung und im Sinne anderer Kurgäste, abgelehnt.
Die Kurverwaltung beginnt mit der Erweiterung des Kurgartens entlang des Promenadenweges in Richtung Sonnenberg bis zu der bereits fertiggestellten Gartenanlage Dietenmühle im Bereich der Blumenwiese. Im gleichen Zuge werden neue Tennisanlagen – jetzt 6 Spielfelder – und eine Radfahrbahn an der Blumenwiese geplant.
Der Engländer Chris Benson, Wiesbaden, Friedrichstr. 18, wendet sich als Obmann der englischen Tennisinteressierten an die Kurverwaltung und weist darauf hin, dass der Lawn-Tennisplatz an der Dietenmühle mittlerweile in schlechtem Zustand sei und bittet darum, die Spielfläche mit durchgeworfenem Kasseler Kies zu bedecken. Der bisherige Belag sei ‚schlechtes Zeug mit Steinen, so dass Bälle und Schuhe zu stark verschleißen und es beim Spiel unerträglich staubt. Verschiedene Gesuche, den Bau einer Tennishalle im Bereich des Kurgartens zu ermöglichen, werden aus Kostengründen, nicht zu erwartenten wirtschaftlichen Betrieb und der vorauszusehenden geringen Nutzung nur im Winter, von der Kurverwaltung durch Kurdirektor Heyl nicht befürwortet und abschlägig beschieden.
In einer ausführlichen Beschreibung der geplanten und neuen Kuranlage weist Kurdirektor Heyl am 21. Mai 1886 darauf hin, dass in das noch nicht gärtnerisch gestaltete Areal zwischen Kurpark und Dietenmühle in jedem Falle Gelegenheiten für Lawn-Tennis und Criquet mit eingeplant werden müssen. In einer so großen Kurstadt wie Wiesbaden müssen diese, dem Kurbetrieb förderlichen Einrichtungen, wie auch in kleineren Kurorten, Bad Homburg und Baden-Baden vorhandenen Plätze, unbedingt verwirklicht werden.
Am 23. Januar 1889 schreibt Kurdirektor Heyl an den Gemeinderat der Stadt zur Verwendung der in den Vorjahren demontierten bzw. abgebrochenen Bauteile der alten Kochbrunnenanlage: Die eiserne Trinkhalle des Kochbrunnens möge zweckmäßig für den Kurbetrieb verwendet werden, und die Konstruktion solle an den Tennisplätzen der Blumenwiese als Schutzhalle für Tennisspieler und auch für Zuschauer wieder aufgestellt werden. Oberbürgermeister von Ibell ist wenige Tage später durch Aktenvermerk damit einverstanden.
Die neue Kurparkanlage wird fertig gestellt und eröffnet.
Der Kurdirektor F. Heyl stellt als Text für eine Werbeaktion, für die in der neuen Kuranlage an der Blumenwiese liegenden Sportanlagen, folgendes vor: „Die Lawn-Tennis-Anlage hat einen Umkreis des Spielplatzes von 333 m, eine Länge von 140 m und eine Breite von 37 m. Eine elegante eiserne Schutz- und Restaurationshalle ist vorhanden. Ankleide- und Aufbewahrungsräume stehen zur Verfügung. Um die nebeneinander liegenden 9 Tennisspielfelder zieht sich eine nach den bewährten Prinzipien erbaute Radfahrbahn. Im Winter sind Einrichtungen getroffen, dass bei den geringsten Kältegraden der Lawn-Tennis-Platz als eine künstliche Eisbahn benutzt werden kann.“
Ein an der Parkstraße gelegenes Restaurationsgebäude wird fertig gestellt und durch die Kurverwaltung zur Bewirtschaftung ausgeschrieben. Es gehen mehrere Bewerbungen ein u.a. von den Betreibern der Restaurationen des Kurhauses (W. Ruthe), des Residenztheaters (C. Wagner), der Kronenburg, Sonnenbergerstrasse (C. Ries) und des Betreibers der Kuranstalt Dietenmühle (A. Jaumann). – Letzterer erhält den Zuschlag und kann auch für die kommenden Jahre bis 1896 Verlängerungsverträge erreichen.
übernimmt der bisherige angestellte Restaurantgeschäftsführer Moeller den Gaststättenbetrieb in eigener Regie. Für die Pachten sind im Laufe der Jahre seit 1893 bis 1897 anfänglich 200,- dann 300,- und 400,- Mark pro Jahr an die Kurverwaltung zu entrichten. Ab 1908 können durch die Kurverwaltung höhere Pachterträge realisiert werden; Gebote werden von Interessenten bis zu 1200,- Mark pro Jahr abgegeben. Der bisherige Pächter Moeller wird durch eine Unterschriftenaktion hoch gelobt.
Die Kurverwaltung erklärt, dass der Engländer Mr. C. Benson nicht mehr Obmann für die Lawn-Tennis-Anlage sei; die Stadt übernimmt die Plätze und den ‚.Kurhaus-Lawn-Tennis Club“ in eigene deutsche Zuständigkeit.
Die Sportanlagen können bei Entrichtung von festgelegten Gebühren benutzt werden. Tennis-Bälle werden gestellt und sind inbegriffen, Balljungen stehen kostenfrei zur Verfügung, Tennisschläger können gegen Gebühr entliehen werden.
Der ‚Rheinische Kurier – Mittelrheinische Zeitung – vom Montag dem 1. Mai 1898, 120. Abendausgabe schreibt zum Thema Kurpark-Anlagen:
Die neuen Anlagen am Promenadenwege nach Sonnenberg in der sogenannten Blumenwiese haben in den letzten Monaten die Aufmerksamkeit und das Interesse der Vorübergehenden ganz besonders erregt. In der Tat ist daselbst nunmehr auch ein ganz neues Fleckchen Erde von überraschender Schönheit entstanden. Wo noch vor einem halben Jahre zwischen der südwestlichen Grenze der Anlage vor der Dietenmühle und dem von der Sonnenberger- nach der Parkstrasse die Blumenwiese durchschneidenden Fahrwege ein nüchternes Stück Wiesenland sich hinzog, sind prächtige Boskette aus verschiedenen Laub- und Koniferenpflanzen und anmutig sich hinziehende Spazierwege und lauschige Plätzchen entstanden.
Jener einfache gradlinige Fahrweg ist verschwunden und hat einer fashionablen Wegeanlage Platz gemacht. Der Weg zieht sich im eleganten Bogen durch die Anlage und hat eine schmucke Allee erhalten. Das Wiesengelände diesseits des früheren Lawn-Tennis-Platzes ist gleichfalls verschwunden und in Anlagen verwandelt worden, die sich nunmehr ununterbrochen von der letzten Villa am Promenadenweg (Dr. Weidenbusch‘sche), bis zur Dietenmühle hinzieht, sodass jetzt eine zusammenhängende Kur-Anlage vom Kurhaus bis zur Dietenmühle geschaffen ist.
Betritt man nun die neue Anlage vom Kurhause kommend auf sanft ansteigendem Promenadenpfade, so bietet sich — auf der Erhöhung derselben angelangt — plötzlich dem Auge ein ganz neues Bild. Eine von grünen Böschungen eingerahmte regelmäßige Fläche dehnt sich vor dem Blicke aus: Der neu geschaffene, in größtem Maßstabe angelegte Radfahrer- und Lawn-Tennis-Platz, der in den nächsten Tagen wieder der Benutzung übergeben werden soll.“
Der Lawn-Tennisgrund liegt inmitten der neu angelegten großen Radfahrbahn, welcher der Kurverwaltung Gelegenheit geben wird, Fest-Veranstaltungen zu treffen, zu denen sie Radfahrer auch bedeutenden Rufes einladen wird.
Der Lawn-Tennis-Spielplatz ist in neun Spielfelder (Courts) eingeteilt, so dass neun Partien gleichzeitig spielen können. Die Länge der ganzen Fläche beträgt 140 m, die Breite 36,4 m; die Radfahrbahn hat einen Umkreis von 333 1/3 m. Um diesen Umkreis herstellen zu können, musste der vorher erwähnte Fahrweg in eine Bogenlinie umgestaltet werden, was demselben sehr zugute gekommen ist, da er sich, wie schon erwähnt, dem Auge jetzt weit schöner repräsentiert als früher. An der östlichen Seite des Platzes steht eine elegante eiserne Schutzhalle mit Ankleideräumen für Damen und Herren, Aufbewahrungsräumen für die Spielutensilien usw.
Der hübsche Musiktempel spricht dafür, dass auch der Frau Musika hier gelegentlich eine Stätte bereitet werden soll. An schönen Sommertagen werden hier Konzerte stattfinden, wenn bei den projektierten Festlichkeiten dieser hochelegante Platz von einem zahlreichen Publikum belebt, mit Wimpeln und anderem Zierrat geschmückt, erst recht seinen fashionablen Zweck erfüllen wird. Ein elegantes eisernes Gitter umzieht das Ganze, um bei Festveranstaltungen die notwendige Absperrung zu ermöglichen.
Um die neue Anlage, die sich von der Dr. Weidenbusch‘schen Villa bis zur Dietenmühle hinzieht, herstellen zu können und der immer mehr aufblühenden Kurstadt eine ihrer würdige genügend ausgedehnte Kuranlage zu schaffen, sind im Laufe der Jahre allein für Terrainerwerbungen nahezu 400.000 Mark von der Kurverwaltung verausgabt worden. Hierzu treten die großen Kosten der Umwandlung des Terrains in Anlagen. Allein die Herstellung des oben beschriebenen Platzes beansprucht mehr als 30.000 Mark. Der Platz hinter dem Kurhause ist nunmehr über doppelt so groß als bei Übernahme desselben von der Spielgesellschaft und die jetzige Kurverwaltung darf immerhin stolz darauf sein, neben den vielen anderen Verbesserungen und Neuerungen, auch diese Schöpfung aus eigenen laufenden Einnahmen [ohne Beihilfe direkt städtischer Mittel resp. Steuern) ermöglicht zu haben.“
Zum 1. Mai des Jahres gelten die neuen Bestimmungen für die Benutzung der Lawn-Tennis-Anlage an der Blumenwiese.
Am 7. September 1899 findet auf der neuen ‚Lawn-Tennis-Anlage“ an der Blumenwiese in den Kuranlagen unter zahlreicher Beteiligung das ‚.Erste Internationale Tennisturnier“ statt. Eine erfolgreiche Veranstaltung, die in den folgenden Jahren regelmäßig im Monat Mai durch ein namhaftes Turnierleitungsgremium wiederholt und weiterentwickelt wurde. Dieses Lawn-Tennis-Turnier wird mit einem Überschuss von 293,- Mark, bei Einnahmen von 1581,- Mark und Ausgaben von 1288,- Mark abgerechnet, wobei Spenden für wertvolle Siegerpreise außer Acht bleiben.
Das Ehrenpräsidium bestand aus Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Louise von Preussen und Seiner Königlichen Hoheit Prinz Aribert von Anhalt; mit den Ehrenmitgliedern: von Ibell (Oberbürgermeister Wiesbaden), von Ebmeyer (Kurdirektor Wiesbaden), Freiherr von Maltzahn (Kurdirektor Bad Homburg), W. von Knoop, von Krauskopf und von Lade [alle Wiesbaden] und als Prior des Arbeitsausschusses Freiherr D. von Zedlitz u. Neukirch aus Wiesbaden.
Der Betrieb der Radfahrbahn wird wegen unwirtschaftlicher Nutzung und zu hohem Pflegebedarf eingestellt. Ein erster Statutenentwurf für den 1. WIESBADENER TENNIS CLUB AN DER BLUMENWIESE, beinhaltend 31 Punkte, wird vorgelegt.
Anlässlich des Besuches Seiner Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II. in Wiesbaden wird, unter der Ägide des Deutschen Sportvereins, im Mai ein Sportfest veranstaltet, währenddessen auch wieder ein großes Internationales Lawn-Tennis-Turnier mit 7 Konkurrenzen ausgeschrieben wird, zu dem 196 Meldungen eingehen. Sieger wird der Grieche E. Casdagli, der den Siegerpreis, eine Reiterstatue des Kaisers, im Wert von 200.- Mark entgegennehmen kann.
Die Tennisanlage präsentiert sich in diesen Jahren vor dem 1. Weltkrieg als eine der bis 1914 bekanntesten Turnieranlagen Deutschlands, die zusammen mit Anlagen in Bad Homburg, Kiel, Hamburg, Braunschweig, Prag, Leipzig und Dresden, sowie Baden-Baden und München, die deutsche Tennisszene beherrschen. Die Mai-Turniere in Wiesbaden eröffnen jährlich als glänzender Auftakt die deutsche Tennissaison und werden Treffpunkt deutscher und internationaler Spieler der Spitzenklasse.
Der bisher in Bad Homburg für die Pflege der dortigen Park- und Tennisanlage berufene Friedrich Becker übernimmt, später mit seinen Söhnen Carl und August Becker, die Pacht der gesamten Tennisanlage.
Im Jahr 1913 gelang unter Führung des damaligen Wiesbadener Kurdirektors von Ebmeyer ein spektakulärer Erfolg. Ihm gelang es, das erstmals am Davispokal-Wettbewerb teilnehmende deutsche Team nach Wiesbaden zu holen. Vor zahlreichem Publikum gewann Deutschland gegen das französische Team und qualifizierte sich so für die im Juli 1913 in Wimbledon stattfindenden Ausscheidungsspiele. Dem deutschen Team gehörte seinerzeit auch der Wiesbadener Spieler Oscar Kreuzer an.
In einem Protokoll der Kurverwaltung mit Datum vom 25.06.1914 wird darauf hingewiesen, dass von den Verantwortlichen des diesjährigen Mai-Turniers mit einem Schreiben vom 15. Mai d.J., das von allen Turnierteilnehmern unterschrieben wurde, um die Verbesserung des derzeit schlechten Zustandes der Tennisplätze und der zugehörigen Garderoben ersucht wird. Nach entsprechenden Verbesserungen – unter anderem durch die Unterschotterung des Spielfeldgrundes zur schnelleren Entwässerung nach starken Regenfällen, durch neuartige Oberflächenbeläge anstelle der einfachen Besandung – wird die Tennisanlage in einen Zustand versetzt, der die Grundlage für einen viele Jahrzehnte und zwei Weltkriege überdauernde Gestaltung der Blumenwiese darstellt. Der heutige Wiesbadener Tennis- und Hockey-Club hat, nach seiner Gründung auf der Tennisanlage an der Blumenwiese, dort sein angestammtes Domizil erhalten. Er bleibt an diesem Standort, bis die Stadt Wiesbaden im hinteren Nerotal, jenseits der Nerobergbahn, neue Tennisplätze erstellt und auch ein Hockeyfeld anfügt.
Diese neuen Sportanlagen werden 1928 dem WTHC – über den Pächter Fa. Becker — von der Stadt Wiesbaden zur Verfügung gestellt.
Auf der weiterbestehenden Tennisanlage Blumenwiese wird dann, nach der am 17. November 1928 stattgefundenen Gründungsversammlung, am 10. Januar 1929, der neue Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V., mit den Herren Merzenich, Zorn und Eigenbrot als eingetragene Vereinsvorstände, gegründet.
Der Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V. tritt in ein Pachtverhältnis mit der Firma Gebr. Becker ein. Zu dieser Zeit ist als Pächter der Restauration gegenüber der Stadt Wiesbaden Adolf Wolf verpflichtet, der auf den schlechten Zustand der Baulichkeiten für den Restaurationsbetrieb hinweist und Kostenvoranschläge für Behebung der Schäden beifügt. Gleichzeitig werden Baupläne für eine Erweiterung vorgelegt, die die Gasträume und das Küchenareal betreffen. In der Folge werden jedoch nur Reparaturarbeiten ausgeführt.
Der Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V. ist Mitglied des Deutschen Tennisbundes und bewirbt sich jedoch auch um die Austragung von überregionalen Tisch-Tennisturnieren, die im kleinen Kurhaus-Saal ausgetragen werden sollen. Ein Briefkopf des Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V. mit Datum vom 12. April 1932 weist dazu passend den Club als „Mitglied des Deutschen Tennis-Bundes, des Deutschen Tisch-Tennis-Bundes und des Amtes für Leibesübungen und Jugendpflege der Stadt Wiesbaden‘ aus.
Der Tennisclub pachtet von der Fa. Becker zunächst 3 Plätze zur Dauernutzung. Die Pacht beträgt 1.250,- Mark/Jahr und Platz und schließt die Wartung und Instandhaltung ein.
In diesem Jahr werden 2 Plätze auf der Tennisanlage für 2.000,- Mark/Jahr vom Club direkt von der Stadt gepachtet; 5 Plätze stehen der Fa. Becker gegen eine Pacht von 20% der Bruttoeinnahmen zur Verfügung.
Hauptpächter bleibt in den folgenden Jahren immer die Firma Becker, die auch zur jeweiligen Frühjahrsinstandsetzung verpflichtet ist und der die Pflege der Gesamtanlage obliegt. August Becker, einer der bekanntesten deutschen Tennislehrer, ist Trainer und Lehrer für Clubmitglieder und Gäste.
Auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsmacht wird kurz vor dem offiziellen Kriegsende 1945 der Verein aufgelöst, nachdem schon 1944 der Spielbetrieb wegen des Krieges und der damit verbundenen Beschaffungslage für Sportartikel, Bälle und Kleidung endete.
Die Tennisanlage „An der Blumenwiese“ besteht in ihrem Zustand, wie sie nach dem 1. Weltkrieg ausgebaut war, unverändert fort. Angehörige der amerikanischen Besatzungsmacht erheben jetzt den ausschließlichen Anspruch auf die Nutzung der Tennisanlage.
Der Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V. wird wieder gegründet, nachdem Robert Bachmann hierzu die Lizenz von der amerikanisch/deutschen Verwaltung erreicht. Es können zunächst zwei, später zwei weitere im Selbsthilfeverfahren erstellte Spielfelder der Tennisanlage Nerotal des Wiesbadener Tennis- und Hockey-Clubs benutzt werden, und Blau-Weiss kann den regulären Spiel und Sportbetrieb als Gast im Nerotal wieder aufnehmen.
Robert Bachmann und Hans Heymann sind vertretungsberechtigte Vorstände des Clubs.
Die Tennisplätze an der Blumenwiese werden für den Tennisclub Blau-Weiss WIesbaden e.V. wieder freigegeben; nur noch 2 Plätze bleiben für Amerikaner reserviert, einen Platz beansprucht der Hauptpächter August Becker für seine Trainertätigkeit.
Der bisher zur öffentlichen Gaststätte gehörende hintere Raum des Restaurationsgebäudes, das von Herrn Höxter bewirtschaftet wird, wird durch den Tennisclub in Eigenregie vollständig renoviert, mit neuen ‚zeitgemäßen‘ Möbeln (z.T. Nierentische) und Beleuchtungskörpern (Tütenlampen) ausgestattet. Ein großes nach Norden gerichtetes Blumenfenster wird eingebaut und der Raum „nur für Clubmitglieder“ reserviert.
Mit dem 1.1.1957 endet das Pachtverhältnis der Stadt Wiesbaden mit der Fa. Gebr. Becker über die Tennisanlage an der Blumenwiese. Mit Wirkung vom 1.4.1957 wird der Tennisclub Blau-Weiss Wiesbaden e.V. Pächter der Stadt. Vertraglich wird geregelt, dass der Firma Becker nach wie vor die jährliche Frühjahrsinstandsetzung und die ganzjährige Pflege der Anlage obliegt und dies dem Tennisclub in Rechnung stellt.
Die „Tennisplätze an der Blumenwiese“ im Kurpark Wiesbaden sollen als Musteranlage für die Sportgeräte und Sportanlagebaufirma Gebr. Becker gelten. Herbert Schmidt und seine Frau werden Pächter der Restauration und Herbert Schmidt erhält gleichzeitig die Erlaubnis, neben und in Absprache mit August Becker, Tennisunterricht an Clubmitglieder zu erteilen. In diesem Jahr werden zum ersten Male Pläne erörtert, die Wellblech-Garderoben, die sich in einem nicht mehr zeitgemäßen Zustand an den jeweiligen Enden unter der gusseisernen nostalgischen Überdachung aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert befinden, unter Erhaltung der übrigen historischen Bebauung zu modernisieren.
August Becker stirbt, ein großer Mann der Tennisanlage an der Blumenwiese, ein Mann der ersten Stunden, ein Sportpädagoge, ein Mäzen und ein Freund über mehr als 30 Jahre. Becker-Tennisschläger (Modell-Typen Rot-Weiß, Blau-Weiß, Grün-Weiß, Beckers Best und Diplomat) sowie ‚.Beckers Rote Meister Decke“ als Platzbelag waren hoch beachtete Produkte. Mit Ablauf des Jahres gibt Herbert Schmidt (oft: Schmidt’chen genannt) die Bewirtschaftung der Restauration auf, um sich ganz der Trainertätigkeit, dem Sportartikelhandel und seinem „zweiten Bein, einer kommerziellen Sauna, zu widmen. In den Folgejahren drängen die immer stärker steigenden Mitgliederzahlen des Clubs und die widrigen räumlichen Umstände der Baulichkeiten zu neuen Planungen für ein zeitgemäßes Clubhaus.
Planungen seit 1963‚ Diskussionen über Art und Bauweise mit der Stadt Wiesbaden und mit Architekten, Finanzierungsverhandlungen mit Stadt und Banken und der eigentliche Bau führen zum Erfolg und schlussendlich zur Fertigstellung eines neuen, nur für die Benutzung durch Clubmitglieder bestimmten Clubhauses. Ein Clubraum, neue Garderoben und Sanitärräume sowie ein Büroraum entsteht. Ein seit Jahrzehnten auf der Platzanlage als Kassenhäuschen, Büro für die Firma Becker und den Club, sowie auch als Lagerraum für Platzutensilien und notwendige Gerätschaften benutztes Holzhäuschen innerhalb des Anlagenovals, wird nicht mehr benötigt und wird abgerissen. Die Baukosten für den Clubraum und die Gesamteinrichtungskosten hat der Tennisclub zu tragen. DM 83.000,- hat der Club aufzubringen; aus Landesmitteln wurden DM 9.000.- beigesteuert. Die Baukosten für die Garderoben, die Sanitärräume und das Büro gehen zu Lasten der Stadt. Am 26.6.1965 kann die offizielle Eröffnung in Anwesenheit von Vertretern der Stadtverwaltung gefeiert werden.
Mit Wirkung vom 1. Januar wird mit der Stadt Wiesbaden ein neuer, über einen Zeitraum von 30 Jahren geltender Pachtvertrag abgeschlossen. In diesem Vertrag verpflichtet sich die Stadt zu einer Generalüberholung aller Plätze und veranschlagt Kosten von DM 85.000.-
Die Totalrenovierung, mit Erneuerung des 1/2 Meter tiefen Untergrundes, wird angegangen. Darüber hinaus gelingt die Schaffung eines achten Spielfeldes als Einzelplatz für den Trainer Herbert Schmidt.
Die wiederhergestellten Tennisplätze werden am 6.4.1968 eröffnet. Planungen für eine Erweiterung der Tennisplatzanlage und der Neubau von zusätzlichen Tennisplätzen können nicht verwirklicht werden, da die Stadt Wiesbaden einer hierfür notwendigen Inanspruchnahme des Kurparks außerhalb des Pachtgeländes nicht zustimmt. Nur eine Tenniswand kann mit Hilfe des Sportamtes und des Landessportbundes errichtet werden.
Lina Malsy gibt die Gastronomie an der Blumenwiese auf.
Wiederum steht eine Sanierung der Tennisplätze inklusive des Untergrundes an. Im Jubiläumsjahr kann dies bewerkstelligt werden. Durch teilweise Inanspruchnahme der begrünten Umrandungen an den Kopfenden des Platzovals und Bau je einer niedrigen Stützmauer gelingt es, die Plätze 7 und 8 von Ost/West-Ausrichtung in Nord/Süd-Lage zu drehen und somit die Anlage auf 8 turnierfähige Spielfelder auszubauen. Neue Kopfzäune werden erstellt. Die Beregnungsanlage erhält verbesserte Sprengwasserverteiler.
Vor der Clubhausfront wird ein bestehender schmaler Gang, der gerade einmal eine einreihige Bestuhlung für Zuschauer erlaubt, durch eine großzügigere Sitzterrasse ersetzt. DM 40.000,- für den Bau der notwendigen strukturierten Stützmauer und die Bodengestaltung werden aus Mitteln des Clubs aufgewendet. Eine Investition, deren Ergebnis sich nach der Ausstattung mit Terrassentischen und -sesseln großer Beliebtheit erfreut.
Die Terrasse schließt sich an das erweiterte und modernisierte und vom Club verpachtete, seit 1991 unter der Führung der Familie Di Gregorio stehende, italienische „Ristorante La Rucola“ mit einer zweiten Terrasse und Speiseräumen an. Die Bewirtschaftung der internen Clubräume wird vom Pächter zu Sonderkonditionen übernommen.
In 1983 beginnt die Erweiterung des Clubhauses. Der bestehende bauliche Ausbau aus dem Jahre 1965 wird kernsaniert, Zwischenwände ausgebrochen, eine neue Raumaufteilung für die Garderoben und Sanitärräume verwirklicht, der alte Clubraum durch einen Anbau erweitert, der Büroraum vergrößert und dem Restaurationsteil ein neuer Lagerraum und erforderliche sanitäre Einrichtungen angegliedert. Die anfallenden Bau- und Einrichtungskosten belaufen sich auf etwa DM 470.000,-‚ die nicht mehr aus Eigenmitteln beglichen werden können. Ein Bankdarlehen und Beitragsumlagen für die Mitglieder des Clubs helfen den Minussaldo soweit zu reduzieren, dass die weitere Finanzierung und Tilgung zu tragbaren Jahresraten machbar wird.
Der Ausbau der dem TC Blau-Weiss Wiesbaden zur Verfügung stehenden Sport- und baulichen Anlagen ist abgeschlossen, wobei zu bemerken ist, dass alle Baulichkeiten, die der Club auf dem städtischen Gelände errichtete, mit dem Tage der Fertigstellung in den Besitz der Landeshauptstadt übergeht.
Die Stadt erhebt aber, als einen gewissen Ausgleich, keine Nutzungsentgelte für das Gelände. Zusätzlich zu den vertraglichen Nutzungsrechten für 5184 Quadratmeter Spielfläche auf einem unbezahlbaren Grundstück und Gelände mit Clubgebäuden im Wiesbadener Kurpark an der BLUMENWIESE werden die Erhaltungskosten jährlich bezuschusst.
Die Tennisplätze werden wiederum erneuert und von Grund auf instandgesetzt. Hierzu wird erstmalig seit 90 Jahren die Fa. Gebr. Becker nicht mehr herangezogen.
Das Clubhaus wird mit Plankosten von Euro 60.000,- ‚ insbesondere im Garderoben- und Sanitärbereich renoviert und restauriert. Im Jubiläumsjahr 2004 steht damit für die Clubmitglieder wieder eine erstklassige Anlage bereit.
Zum 80-jährigen Jubiläum wird die neue Ballwand mit Begeisterung in Besitz genommen.
Die Ballwand mit parabolischer Spielfläche und der davor neu geschaffene Platz gegenüber dem Trainings-Platz 1 ist ein geduldiger Trainingspartner für Groß und Klein, Anfänger und Fortgeschrittene.
Einfach ein sympathisches Entree für einen modernen Tennisclub
In diesem Jahr wird das Online Platzreservierungssystem e-Busy eingeführt. Ebenso wird die neue Beregnungsanlage in Betrieb genommen, die die in die Jahre gekommene Bewässerungstechnik ersetzt.